6.12.2011

100 Jahre CNT – Gedenken zum 75. Jahrestag der Revolution



Einweihung des Denkmals in Erinnerung an die vom Faschismus getöteten GenossInnen


FOSSAR DE LA PEDRERA (FRIEDHOF VON MONTJUÏCH – BARCELONA)

18 JUNI 2011, 12:00

Monolith der Erinnerung

Am 18 Juni 2011, nach einem Jahr der Feierlichkeiten, kulminieren die Ereignisse rund um das hundertjährige Bestehen der CNT mit der Errichtung eines Monolithen in Gedenken an tausende Mitglieder der libertären Bewegung, die für die Freiheit und die soziale Revolution ihr Leben gaben und durch die genozidären Kugeln des Francismus hingerichtet worden sind. Es kann keinen besseren Ort als den Montjuïc Friedhof in Fossar de la Pedrera dafür geben, wo tausende im francistischen Holocaust starben.

Ein Denkmal an die libertären Opfer ist lange überfällig, denn sie haben den Bürgerkrieg zweimal verloren: auf dem Schlachtfeld und in den Geschichtsbüchern. Die Überlebenden erwartete 40 Jahre Unterdrückung und Vertreibung, was eine andere Form des Tötens darstellt. Und obwohl es vor Francos Standgerichten keine Unterschiede zwischen den Menschen gab, besteht ein politisches Interesse daran, die Opfer zu unterscheiden, manche hervorzuheben, andere zu vergessen. Dadurch wird die Geschichte gefälscht und die Erinnerung begraben. Am 1. April 1939, dem in Burgos offiziell ausgerufenen Ende des Bürgerkrieges, als die Rebellentruppen Francos mit ihren Mörderstiefeln erstmals Madrid betraten, gab es für die Libertären nur ein Möglichkeiten mit zwei Bedeutungen: den Faschismus bekämpfen und die Vergangenheit, mit den für die Freiheit und eine besserer und gerechtere Welt Gefallenen, nie zu vergessen. Diese Anstrengungen kosteten viele Leben. Nach der Übergangsphase vom Faschismus zur Demokratie (spanisch: transición), die nichts anderes brachte als die Fortsetzung des Franco Regimes, bei der Organisationen, die selbst unter Repressionen gelitten hatten, für ein paar Vergünstigungen ihre toten Mitglieder endgültig begruben, verstand es die libertäre Bewegung den Weg fortzusetzen, der ihnen von ihren VorgängerInnen aufgezeigt worden ist. Beuge dich nicht dem System und kämpfe für das, was du als gerecht empfindest.

Heute, nachdem immer mehr Vereinbarungen aus der Übergangszeit abgelaufen sind, öffnen sich die schändlichen Abgründe angesichts der genozidären Kriminalität des Franco Regimes und angesichts des Schweigen ihrer demokratischen KomplizInnen. Wir dürfen nicht aufhören das libertäre Gedächtnis immer wieder aufzurufen.

Die Einweihung am 18. Juni in Barcelona, des von Juan Jose Novella geschaffenen Denkmals, einem Monolithen aus sich nach oben rankenden stählernen Zypressenzweigen, wird nicht nur den Höhepunkt des 100 jährigen Jubiläums der CNT darstellen, sondern ebenso eine Wiederbelebung unseres Gedächtnisses und der Geschichte. Es ist ein Tribut an diejenigen, die ihr Leben ließen. Und ein Tribut an diejenigen, die den spanischen Holocaust des Francismus überlebten und durch ihren Unterricht und ihre Erfahrung, uns die beste Medizin hinterlassen: die Geschichte als erste Säule einer zukünftigen Gesellschaft. Innerhalb des Monuments lassen sich folgende Worte ausmachen: den Männern und Frauen der CNT. Der mit einem starken Gespür für Erinnerungen begabte baskische Künstler Juanjo Novella schuf eine starke Skulptur, welche die Zeit und die irdischen Elemente überstehen wird; sie ist zugleich komplex und empfindlich, nach oben weisend, in die Richtung der Ideale vom Besseren und der Verluste der Organisation, all jene, die für die Freiheit und die soziale Revolution kämpften und starben.

Die Skulptur stellt eine gefällte Zypresse dar, welche Trauer und die Würde der anonym Begrabenen symbolisiert. Auf das wir einen Meilenstein setzen, bei dem die Zypresse mit ihrer vieldeutigen Symbolik eine Hauptrolle spielt. Sie steht an einem kleinen Platz mit Zypressen und länglichen Pflanzenreihen. Von diesen Zypressen ist die Skulptur inspiriert. Sie begrüßen die FußgängerInnen, wenn sie in die Umgebung des Platzes gelangen. Ihre Vertikalität rekuriert auf die Zypressen und die Pflanzen. Das Stück passt sich gut an seine Umgebung an; sie wirkt nicht laut. Durch den hohen Grad an Lichtdurchlässigkeit wirft das Monument leichte Schatten auf den Platz und erlaubt so eine ungezwungene Rezeption. Die Installation beeinträchtigt weder den Raum noch den laufenden Betrieb. Die Dimension entspricht menschlichen Ausmaßen; die Skulptur überwältigt nicht durch ihre Monumentalität sondern durch ihre menschlichen Implikationen. Sie sucht danach die Durchhaltekraft und die Einfachheit zu verkörpern, die dem Geist der CNT entsprechen.

Juanjo Novella, Bildhauer

No comments:

Post a Comment