3.15.2011

Jolas letzte Worte an die Bürokraten der Stadt

Als sehr engagierte Aktivistin ging Jola zu allen Treffen mit den Bürokraten der Stadt, selbst wenn wenig Aussicht auf Erfolg bestand. Ein Kollege erinnerte uns daran, was Jola zu den Bürokraten sagte, als wir uns das letzte Mal zu einem offiziellen Treffen versammelt hatten. Die Stadt wurde durch Tomasz Krettek (MK) vertreten. Hier ein Ausschnitt aus dem Gesprächsprotokoll:

TK: Unter besonderen Umständen können sie zum Ortsbeirat gehen und die werden ihnen helfen. Mir ist klar, nach all dem was sie gesagt haben, dass die Stadt die Bemessungsgrenze [zur Berechtigung öffentlichen Wohnraums] absenken sollte, damit mehr Menschen, die von der Privatisierung betroffen sind, darin leben können.

(Stimmen aus dem Auditorium: Ja!)

Jola: Sie sprechen über die Einkommensbemessungsgrenze und das jemand geholfen bekommt, sobald er diese erreicht. Der Besitzer meiner Wohnung sagt ich soll 2500 Zloty (~ 625 Euro) zahlen. Ich besitze insgesamt 80.- bis 90.000 Zloty (~20.000 – 22.500 Euro). Wer wird für mich bezahlen, denn ich besitze nichts? Ich habe bei der Stadt um eine Ersatzwohnung gebeten, denn das Gericht hat mir eine Sozialwohnung verboten [1]. Das für mich zuständige Büro der Stadt verweigert mir den Zugang zu öffentlichen Wohnraum, weil angeblich im Moment keine Wohnungen zur Verfügung stünden. Das ist ein Gesetzesverstoß, nämlich ein Rechtsbruch der Entscheidung des Stadtrats! Niemand hilft mir! Ich warte immer noch.

So versuchte Jola wieder und immer wieder den Bürokraten ihr Problem verständlich zu machen. Ein Problem, das tausende Menschen in Warschau betrifft. Sie war in der Lage eine Wohnung der Stadt zu mieten, aber privatisiert konnte sie sich die Wohnung nicht mehr leisten. Die Wohnung kostete jetzt rund 625 Euro pro Monat, aber Jolas Rente betrug 350 Euro monatlich.

Die Stadt nimmt an, dass Menschen die „so viel“ verdienen, sich auf dem privaten Markt eine Wohnung leisten können. Nach einem langwierigen Kampf entschied die Stadt jedoch, die Bemessungsgrenze für öffentlichen Wohnraum für RenterInnen leicht zu senken. Aus diesem Grund war Jola für eine solche Wohnung qualifiziert. Doch die Behörden machten ihr eine schwere Zeit. Sie sagten Jola, es wäre keine Wohnung für sie da und sie solle doch gefälligst bei ihrer Tochter wohnen. Zwischenzeitlich bedrohte sie der »slumlord« und ihre Schulden bei ihm stiegen an.

Wir verurteilen die Politk der Stadt, die zu solchen Situationen führt. Im selben Moment als die Massenprivatisierungen begannen, beschloss die Stadt die Vergabe von öffentlichen Wohnraum zu reduzieren. Doch wo sollen die Leute hin? Es gibt keine bezahlbaren Wohnungen für sie.

Die Antwort ist unglücklicherweise nicht, dass die Alten kommentarlos zu ihren Kindern ziehen um dort den Rest ihres Lebens zu verbringen - der einzige Platz der ihnen bleibt ist der Friedhof.

Als wir am 09. März eine Anfrage an die Stadt stellten, hörten wir über Jolas Fall nur: "noch unerledigt"!

ZSP Warschau


Fußnoten

[1] Eine Sozialwohnung in Warschau ist ein sehr armseliges Dach über dem Kopf, das vor allem Menschen die aus ihren Wohnung geräumt worden sind, bekommen.

Quelle:

Jola's Last Words to the City Bureaucracy
. in: ZSP Warsaw Blog, 10.03.2011.


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