Heute, am 14. November 2012 findet in Griechenland, Spanien,
Portugal, in Teilen Italiens und Belgiens, auf Malta und auf Zypern ein
Generalstreik statt. Die Streikaktionen wenden sich gegen die Maßnahmen
der europäischen Troika (Europäische Union, Europäische Zentralbank und
Internationaler Währungsfonds), um angeblich die Krise zu überwinden.
Der Forderungskatalog der Troika ist ein Horrorkatalog, der zur
Verelendung der Arbeitenden in Südeuropa beitragen wird: Von der
Einführung der Sechs-Tage-Woche, 13-Stunden-Arbeitstagen, der
Privatisierung der Wasserversorgung ist da die Rede. Wir dürfen uns
keine Illusionen machen: Was heute den ArbeiterInnen in Griechenland abverlangt wird, wird morgen auch hier von uns erwartet.
Die organisierten ArbeiterInnen Südeuropas antworten mit einem
Generalstreik. Es ist das erste Mal seit der Einführung des 1. Mai als
Kampftag für den Acht-Stunden-Tag 1891, dass eine solche Aktion
grenzüberschreitend stattfindet. Wir alle sind sozusagen ZeitzeugInnen
eines welthistorischen Ereignisses.
Aber was bedeutet das überhaupt: Generalstreik? Ein Generalstreik ist
ein allgemeiner Streik, der nicht nur in einer Branche stattfindet,
sondern koordiniert in allen Wirtschaftsbereichen. Als solcher wendet er
sich auch nicht nur gegen einen Arbeit“geber“, sondern sein Zweck ist
die Erfüllung politischer bzw. sozialer Forderungen. Als allgemeiner
Streik soll er Druck aufbauen, in dem die Wirtschaft eines ganzen Landes – oder in diesem Fall mehrerer Länder – lahm gelegt wird.
Wir dürfen den südeuropäischen Generalstreik nicht als Wunderwaffe
betrachten, durch den nun alles besser wird. Da er auf einen Tag
begrenzt ist, ist er nur eine Demonstration dessen, was passieren
könnte, wenn wir alle über längere Zeit die Arbeit niederlegen. Insofern ist auch der heutige Generalstreik symbolisch.
Obwohl er diesen Symbolcharakter trägt, wird einigen dennoch
unbehaglich: Der Europäische Gewerkschaftsbund unterstützt die Aktionen
nur aus einem Grund: Damit die Gewerkschaften Südeuropas bei der Stange
bleiben. Die deutschen sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften mögen
das Wort „Generalstreik“ schon gar nicht hören – passiert hier doch in
fast ganz Südeuropa etwas, das in Deutschland juristisch verpönt ist:
Ein Generalstreik wäre höchstens im Rahmen des Widerstandsrechts nach Grundgesetz Art. 20, Abs. 4 legal.
Aber selbst wenn er legal wäre: Im tatsächlichen Falle eines
flächendeckenden Streiks, der die Wirtschaft bedroht, würde diese
Legalität kaum anerkannt. Und ob legal oder illegal: Momentan fehlt uns
schon das nötige Rüstzeug für solcherlei Streikaktionen. Das bedeutet
für uns in erster Linie, sich überhaupt erst mal gemeinsam demokratisch als ArbeiterInnen
zu organisieren. Bedenken wir noch mal, was wir oben gesagt haben: Die
sozialen Zumutungen in Griechenland, Spanien, Portugal … sind nur das
Vorspiel zu dem, was auch uns blühen wird. Deswegen unterstützen wir die
Streikenden dort, denn letztlich streiken sie auch für uns.
www.fau-muensterland.de
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