In Folge der M31-Demonstration wurde in der Frankfurter und
Wiesbadener Tagespresse - zuletzt im Wiesbadener Kurier vom 14. Juni
2012 - in Artikeln und Interviews wiederholt die falsche Behauptung
aufgestellt, die FAU sei eine „gewerkschaftsfeindliche Vereinigung".
Folgende Richtigstellung unsererseits wurde bisher nicht abgedruckt.
1. Die FAU ist eine anarchosyndikalistische Gewerkschaft
(von anarchos (griech.) = herrschaftslos und syndikat (franz.) =
Gewerkschaft). Es ist ein Widerspruch in sich, eine Gewerkschaft als
„gewerkschaftsfeindlich“ zu bezeichnen. Dass die FAU eine Gewerkschaft
ist wurde gerichtlich und von der ILO bestätigt.
In anarchosyndikalistischen Gewerkschaften entscheiden die Mitglieder
selbst über alle Belange und nicht bezahlte Funktionäre wie bei
DGB-Gewerkschaften, in denen laut Satzung die Vorstände jeden Beschluss
der Basis überstimmen können.
2. Der Anarchosyndikalismus ist ein integraler Bestandteil der
internationalen Gewerkschaftsbewegung. In südeuropäischen Ländern wie
Spanien, Italien, Frankreich, aber auch in Schweden ist der
Anarchosyndikalismus traditionell verankert. Beispielsweise ging der
letztlich von allen Gewerkschaften getragene Generalstreik am 29. März
2012 in Spanien vor allem auf die Initiative der
anarchosyndikalistischen Gewerkschaften CNT, CGT und Solidaridad Obrera
zurück. Auch unsere Vorgängerorganisation, die FAUD, hatte in den 20er
Jahren des letzten Jahrhunderts 200.000 Mitglieder, von denen viele in
den KZ der Nazis ermordet wurden.
3. In vielen Streiks und Arbeitskämpfen der letzten Jahre hat die FAU
Seite an Seite mit Unorganisierten und DGB-Mitgliedern gekämpft.
Unterhalb der Funktionärsebene gibt es dabei selten Probleme
(Emily-Komitee, Berlin; Streik beim Flughafen-Catering-Service Gate
Gourmét, Düsseldorf 2005; Arbeitskampf Kino Babylon, Berlin 2010/2011,
um einige zu nennen). Aus dem Arbeitskampf und der Fabrikbesetzung beim
Fahrradhersteller Bike-Systems 2008 in Nordhausen (Thüringen), ging mit
Unterstützung der FAU die selbstverwaltete Produktion des Strike Bikes
hervor (mit dem Mitglieder der Linkspartei Wiesbaden gerne auf
Demonstrationen erscheinen).
4. Neben der FAU wurden Branchengewerkschaften wie GDL, GdF, UFO oder
Cockpit vom Apparat der DGB-Gewerkschaften massiv bekämpft und haben
sich letztendlich deshalb durchgesetzt, weil sich die dort organisierten
Menschen vom DGB nicht mehr vertreten sahen. Der Versuch der
DGB-Führung, das alte Gewerkschaftsmonopol durch Geheimabsprachen mit
dem BDA und der Bundesregierung - zur gesetzlichen Verankerung der
Tarifeinheit - wieder herzustellen, scheiterte erst am gemeinsamen
Widerstand von GDL, Cockpit, UFO, FAU, Marburger Bund - und besonders
der aktiven Basis von ver.di und IG Metall. „Gewerkschaftsfeindlich“, im
Sinn von feindlich gegenüber konkurrierenden Organisationen, ist
insofern eher die Funktionärsebene des DGB als die FAU.
5. Auch kleine Gewerkschaften sind Gewerkschaften mit entsprechenden
Rechten. Wir als FAU sehen die Sache sportlich - Konkurrenz belebt das
Geschäft - auf das endlich wieder unsere Rechte als ArbeitnehmerInnen im
Mittelpunkt stehen und nicht Sozialpartnerschaft und
Standortnationalismus. Die haben in den letzten fünfzehn Jahren zu
immensen Profiten der Konzerne und zu Reallohnverlusten der
ArbeitnehmerInnen geführt.
FAU-Lokalföderation Rhein/Main
www.fau.org/Frankfurt
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