4.22.2012

Aufruf der FAU-Hannover zum 1.Mai

Für eine kämpferische Perspektive

Die Krise hält Europa in Atem. Täglich erreichen uns neue Nachrichten von Kürzungen und Sparmaßnahmen vor allem aus den südlichen Staaten Europas, allen voran aus Griechenland. Dort sorgt die kapitalistische Kahlschlagspolitik in immer größerem Maße für die Verarmung breiter Bevölkerungsschichten. Renten und Löhne werden drastisch gekürzt, Krankenhäuser geschlossen, massenhaft ArbeitnehmerInnen entlassen und immer mehr Menschen landen auf der Straße – bewusst forciert von der Troika aus IWF, EU und EZB.

All dies geschieht jedoch nicht widerstandslos. Immer wieder gibt es Generalstreiks. Viele Menschen verweigern Autobahnmaut und Gebühren für öffentliche Verkehrsmittel. In Athen und Thessaloniki entstehen aus der Not heraus Landbesetzungen für kollektiven Obst- und Gemüseanbau. In Kilkis wurde ein Krankenhaus von der Belegschaft übernommen, während in Thessaloniki die Bevölkerung gegen die Privatisierung der Wasserversorgung und für deren Vergesellschaftung kämpft. Ob diese Kämpfe erfolgreich sein werden, hängt auch von der Solidarität ab, die sie international erfahren.

Den Exportblock Deutschland einreißen

Deutschland hingegen scheint bisher von der Krise relativ unangetastet geblieben zu sein. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass schon während der letzten zehn Jahren die Reallöhne nahezu stagnierten und Einschnitte wie die „Hartz Reformen“ das Leben für viele spürbar härter machten. Denn hinter der scheinbaren Krisenresistenz Deutschlands und den guten Beschäftigungsquoten verbergen sich prekäre Jobs, befristete Arbeitsverträge, Leiharbeit, das Kaputtsparen und die Privatisierung von öffentlichen Gütern und Schikanen auf dem Arbeitsamt.

Der DGB-Bürokratie fällt trotzdem nichts Besseres ein, als deutsche Arbeitsplätze zur Sicherung des nationalen Wirtschaftswachstums anzupreisen und sich so hinter die Profit- und Renditeinteressen der deutschen Konzerne zu stellen. Lohnarbeit und Marktwirtschaft als solche scheinen überhaupt nicht mehr hinterfragt zu werden.

Wir wollen ein Wirtschaften, das allen zu Gute kommt und nicht nur einem kleinen Teil, wir wollen eine radikale Umverteilung von Reichtum und nicht Eigentum in den Händen von wenigen. Wir wollen eine solidarische Vernetzung von unten – über alle Staatsgrenzen hinweg.

Allein machen sie dich ein

Die Krise ist nicht unsere und wir stehen den kapitalistischen Zumutungen nicht machtlos gegenüber. Eine Firmenpleite ist kein Super-GAU und wenn der Boss abhaut, können wir die Dinge selbst in die Hand nehmen. Es geht aber nicht darum, selbst erfolgreicheR UnternehmerIn zu werden oder in Selbstausbeutung zu enden. Stattdessen wollen wir selbstbestimmtes und gleichberechtigtes Wirtschaften ohne aufgezwungene Autoritäten schon im Hier und Jetzt erproben. Denn mit der kollektiven Übernahme von Betrieben gelangen wir nicht nur in den gemeinsamen Besitz dessen, was uns sowieso zusteht, sondern entwickeln auch Konzepte einer herrschaftsfreien Ökonomie. Weltweit sind Betriebsübernahmen durch die Belegschaft, Genossenschaftsgründungen und kollektive Mietverweigerung Beispiele für greifbare Alternativen, die über die Ellenbogengesellschaft mit ihrem tagtäglichen Konkurrenzkampf hinausweisen und sich wirklich an den Bedürfnissen aller orientieren.

Wir lassen uns nicht aufspalten in Stammbelegschaft vs. LeiharbeiterInnen, Alte gegen Junge oder Studierende gegen Auszubildende. Wir wollen uns nicht in standortnationalistischer Manier gegen die kämpfende Bevölkerung in anderen Ländern ausspielen und für das deutsche Exportwunder ausbeuten lassen. Organisieren wir uns, um uns nicht klein kriegen zu lassen. Setzen wir der kapitalistischen Verwertungslogik eine antikapitalistische, solidarische und antirassistische Praxis entgegen. Kämpfen wir international für eine befreite Gesellschaft.

Gerechtigkeit wird erstritten - nicht erbettelt!!

Heraus zum Revolutionären 1. Mai!


Sozialrevolutionärer Block auf der DGB-Demonstration – FZH Linden - pünktlich um 10 Uhr 



www.fau.org

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