Visteon – kaum jemand wird diesen Namen kennen. Ford ist jedoch jedem
ein Begriff. Der amerikanische Autohersteller verkündete vollmundig,
anders als Konkurrent General Motors ohne Staatshilfe durch die
Finanzkrise zu kommen. Arbeitskämpfe haben bei Ford eine lange
Tradition, wie auch die Methode, durch Verlagerung der Produktion in
eigens gegründete Subunternehmen Kosten zu senken und Steuern zu sparen.
Die Sub- und Sub-Subunternehmen treten dann in Konkurrenz zueinander,
ArbeitnehmerInnen unterschiedlicher Produktionsstätten werden
gegeneinander ausgespielt, die Lohnniveaus zwischen unterschiedlichen
Betrieben klaffen auseinander, Firmen können bei Bedarf einfach
aufgelöst und fix neue gegründet werden. Die Visteon-Filialen in
mehreren Ländern entstanden seit 1997 und gehören zu einem Geflecht von
mehreren Dutzend Zulieferer-Firmen unter dem Dach von Ford. In den UK
kämpfen heute noch ehemalige Visteon-ArbeiterInnen, die auf ihre
Abwicklung einst mit Streiks und Betriebsbesetzung reagierten, noch
heute juristisch um ihre ihnen vorenthaltende Betriebsrente.
Den gut 450 Beschäftigten der Visteon-Tochter Cádiz Electronica S.A.
im spanischen Puerto de Santa Maria wurde gekündigt, weil das Werk
geschlossen und die Produktion verlagert werden soll – und das obwohl im
1. Halbjahr 2011 noch im Vergleich zum Vorjahr der Profit verdoppelt
wurde. Im Betrieb ist neben den reformistischen Gewerkschaften
Comiciones Obreras (CCOO) und Unión General de Trabajadores (UGT) auch
die anarchosyndikalistische CNT-IAA vertreten. Die Betriebsleitung
bietet eine Abfindung von 30 Tageslöhnen pro Jahr Betriebszugehörigkeit
an. Die Betriebsgruppe CNT-IAA bezeichnete dieses Angebot in einer
Erklärung als „einen schlechten Witz”. Die CNT-Aktiven suchen weiterhin
nach Möglichkeiten, den Verlust der Arbeitsplätze zu verhindern. Doch
CCOO und UGT einigten sich Ende Juli darauf, die Mobilisierung während
der Sommerferien auszusetzen. Doch Visteon setzt offenbar darauf, durch
eine schnelle Demontage des Werkes Fakten zu schaffen. Das zumindest ist
die Einschätzung der CNT-Betriebsgruppe, weshalb sie nicht auf den
Sommerfrieden setzt. Um den Druck aufrecht zu erhalten und den Konflikt
in das öffentliche Bewusstsein zu rücken, organisierte sie eine Reihe
von Aktivitäten, unter anderem in weiteren spanischen Visteon-Werken,
rief zum Ford-Boykott sowie einem internationalen Aktionstag am 19.
August auf, an dem sich auch einige FAU-Gruppen beteiligten (siehe Meldungen aus der FAU).
www.direkteaktion.org
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