6.06.2011

Die CNT im IT Sektor

Mit Hinblick auf die Wichtigkeit dieses Sektors, soll zuerst der Begriff der ArbeiterInnen im IT und Telekommunikationsbereich definiert und dann deren Probleme aufgezeigt werden.

Es sind solche ArbeiterInnen, die unabhängig ihres Berufes, das Kerngeschäft in diesem Bereich betreiben und täglich in Unternehmen beschäftigt sind, die folgendes produzieren oder anbieten:

  • Hardware und Software

  • Instandhaltung, Reparatur und Zubehör-Service

  • Netzwerk Administration und Management

  • Programmieren und Webdesign

  • Informations- und Kommunikationstechnologie

  • Telefon-, Sprach- und Datenkommunikationszubehör, etc.

Die Produktion und nicht der Job, den die ArbeiterInnen ausführen, steht bei der Definition im Vordergrund, denn die CNT ist nach Produktionsbereichen und nicht nach Jobs organisiert. Das bedeutet beispielsweise: ArbeiterInnen, die mit Software beschäftigt sind und für einer Bank arbeiten, müssen sich mit den GenossInnen in der Bank organisieren. ArbeiterInnen, die in der Buchhaltung eines Softwareunternehmens arbeiten, organisieren sich demgegenüber im IT Syndikat. Diese Definition ist wichtig, da der IT Sektor über keine Tarifverträge verfügt und weil viele Unternehmen in diesem Sektor verhüllte Leiharbeitsfirmen sind.

Momentaner Status in diesem Bereich

Die Computer Industrie ist relativ neu und ein Bereich, der für die Bosse besonders profitabel ist. Während der dot.com Epoche wurden viele IT ArbeiterInnen gebraucht und selbst diejenigen mit einem geringen Wissen erhielten ein hohes Gehalt. Das Management war spendabel, als hätten sie Geld wie Heu. Sie hofften auf große Profite und dass sie mit ihrem Geschäft Millionen verdienen.

Als die Blase platzte und sich harte Jahre anbahnten, hatte sich der Gedanke, dass IT ArbeiterInnen gut verdienen und dafür wenig arbeiten müssen, in den Köpfen festgesetzt. Deshalb beschlossen viele in diesem Bereich zu arbeiten.

Heute ist dieses Gewerbe stark polarisiert was die Löhne betrifft: einerseits gibt es sehr hohe Gehälter im Vergleich zur übrigen Arbeiterklasse, auf der anderen Seite solche auf dem Niveau von Tarifverträgen oder darunter, da diese Branche keine eigenen Abschlüsse besitzt.

Die große Mehrheit der Unternehmen in diesem Bereich sind verhüllte Leiharbeitsfirmen, deren Profite oftmals durch die illegale Beschäftigung von ArbeiterInnen ausgebeutet werden. Die meisten Verträge beziehen sich auf bestimmte Tätigkeiten oder Dienstleistungen und wer ein höheres Gehalt wünscht, wechselt meistens das Unternehmen. Daher sind Gewerkschaften in diesem Sektor unterrepräsentiert und das Interesse an ihnen gering. Warum sollte man für bessere Arbeitsverhältnisse kämpfen, wenn man das Unternehmen sowieso in 6 Monaten verlässt. Das Fehlen von Gewerkschaften führt allerdings zu willkürlichem Verhalten bei Bossen, und den ArbeiterInnen sind ihre Rechte völlig unbewusst. Es führt zu notorischen aber unbezahlten Überstunden, endlosen Arbeitstagen, das Fehlen von ordentlichen Tarifverträgen und überhaupt zu großer Hilfslosigkeit.

Angesichts der Hilfslosigkeit, besteht die einzige Möglichkeit für ArbeiterInnen in der Teilnahme an professionbellen Berufsassoziationen. Das Ziel dieser Organisationen ist es, die Berufsabschlüsse im IT Bereich zu regulieren, um dadurch den Zugang für “Außenstehende” zu blockieren.

Die CNT stellt sich klar gegen diese IT Assoziationen. Wenige mögen davon profitieren, aber die Mehrheit der ArbeiterInnen steht noch wesentlich schlechter da als ihre KollegInnen. Es genügt nicht wenn jede Person einen eigenen Vertrag zu bestimmten Konditionen abschließt. Und die ArbeiterInnen zahlen die Ausbildungskosten, ob sie wollen oder nicht.

“Schulen” und strengere “Ausbildungsregulierungen” bringen uns zu so Begriffen wie die rechtliche Verantwortung für Projekte, die wir unterzeichnen. Denk eiskalt: würdest du wirklich die Mehrzahl der von dir durchgeführten Projekte unterzeichen? Vielleicht verdienst du einen Euro mehr, aber bist du tatsächlich bereit das rechtliche Risiko dafür zu tragen.

Zu den Arbeitsverhältnissen: Schichten von mehr als 24 Stunden reichem jedem Arzt aus um zu sehen, dass Assoziationen nichts verbessern. Die Verbesserung der Verhältnisse schließt die Anerkennung unserer KollegInnen mit ein, die mit uns die gleichen Tätigkeiten ausüben und die mit uns gemeinsam kämpfen. Solange wir unsere KollegInnen als diejenigen betrachten, die für unseren niedrigen Lohn und unsere Überstunden verantwortlich sind, anstatt zu erkennen, dass sie genau so reingelegt werden wie man selbst, solange sind Verbesserungen nicht möglich.

Die IT Sektion der CNT Madrid ist zu der Überzeugung gelangt, dass für ein würdiges Leben ohne endlose Arbeitstage und für die Herstellung qualitativ hochwertiger Software, die folgenden Schritte notwendig sind.

1. Erkennt eure KollegInnen als ebenbürtig an, unabhängig ihrer Ausbildung oder ihres Gehalts. Wir arbeiten Seite an Seite und deshalb können wir nur gemeinsam für unsere Interessen kämpfen – ohne VermittlerInnen und ohne jemanden, der uns repräsentiert. Wer weiß besser als du, was gut für dich ist?

2. Schluss mit der illegalen Beschäftigung. Das ist einer der Gründe für die prekären Arbeitsituationen und für den Mangel an Kampfgeist um den Job. Der Kampf beginnt mit den Forderungen nach stabilen Arbeitspätzen und dem Ende der Leiharbeit.

3. Schluß mit obligatorischen Überstunden. Wenn es mehr zu arbeitet gibt, müssen mehr Leute beschäftigt werden, nicht mehr gearbeitet. Wenn Zielvorgaben in der regulären Arbeitszeit nicht eingehalten werden können, bedarf es keiner Überstunden; uns gebührt ein Lebensunterhalt der uns leben und erleben erlaubt. Was für einen Sinn macht es viel Geld zu verdienenen, ohne das Leben zu genießen? Außerdem ist es unsolidarisch und dumm, 5 Millionen Menschen nicht arbeiten zu lassen, nur weil man für sich selbst entschieden hat die Arbeit von 2 Menschen zum Gehalt von 1 zu machen.

4. Schluss mit den 0% Erhöhungen. Heute wird viel Geld in absorbierende Bonusse gesteckt. Das bedeutet: am Ende des Jahres gehen die Preise hoch, die Gehälter aber nicht. Wir empfehlen den Index der Verbraucherpreise als Basis für die Lohnentwicklung, sowie weitere Verbesserungen, die freiwillig eingeführt werden können. Wir halten es für notwendig, dass ein Bonus nicht absorbiert wird und die Gehälter zumindest an der Steigung des Index der Verbraucherpreise angepasst werden. Sie rauben uns das ganze Jahr über Geld, da sollten sie uns nicht noch mehr bestehlen.

5. Einen Tarifvertrag für den gesamten Sektor. Augenblicklich teilt sich der Sektor hauptsächlich in die folgenden drei Sparten ein: Büroangestellte, Metall und Vereinbarungen für konsultierende Firmen. Der Tarifvertrag soll uns nicht spalten, sondern vereinigen.

6. Freiwilliger Bereitschaftsdienst. Um alles am Laufen zu halten und um die Probleme im Dienstleistungssektor zu kompensieren, müssen viele Kollegen zur Sicherung des Produktionsablaufes abrufbar sein. Die CNTist der Überzeugung, dass Bereitschaftsdienst und Überstunden freiwillig sein sollten und die ArbeiterInnen das letzte Wort darüber haben sollten.

7. Volle Kompensation. Aufgrund der nebulösen Verträge der Unternehmen und aufgrund der Tatsache, dass oftmals ein Unterschied zwischen dem Basisgehalt und dem Gehalt mit allen Aufschlägen besteht, halten wir das Recht auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall für unverzichtbar. Diese muss zu 100%, inklusive der Zuschüsse, ausbezahlt werden, denn ansonsten wäre der ökonomische und gesundheitliche Schaden für die ArbeiterInnen zu groß. Aus Angst die Rechnungen nicht bezahlen, würden die ArbeiterInnen früher zurück zur Arbeit gehen und nicht auf ihre Gesundung achten.

8. Die Zurückweisung sämtlicher Berufsassoziationen. Wie bereits erklärt; eine Organisation, deren Ziel es ist die ArbeiterInnen zu spalten und nicht wie in einer Gewerkschaft, sie zu vereinigen, ist gegen das Interesse unserer Klasse. Lass dich nicht von den sogenannten Verbesserungen blenden. Jedesmal wenn sie mit uns über Assoziationen dieser Art reden, sollte man an die Ärzte denken, die 24 bis 36 Stunden Bereitschaftsdienst haben.

Nachdem die Probleme, sowie deren Lösungen in dem besprochenen Sektor aufgezeigt worden sind, sollte noch klar gemacht werden, wie wir diese Ziele erreichen. Die CNT glaubt nicht an Mediation. Sie vertritt vielmehr die Auffassung, dass direkte Aktionen der einzige Weg zur Durchsetzung der Forderungen sind. Achte auf KollegInnen, welche die gleichen Probleme haben wie du selbst. Dann gilt es diese Probleme gemeinsam zu erkennen und gemeinsam zu bekämpfen.

Im Hintergrund hörst du jemanden sagen... aber meine Kollegen sind ängstlich und sie suchen Ausflüchte sobald der Augenblick der Wahrheit kommt; sie wollen sich ihren Hintern nicht verbrennen! Ja GenossInnen, es gibt viele die so denken, doch wenn du dir um deine Interessen ernsthaft Sorgen machst, dann hast du zwei Möglichkeiten: du kannst dich der weinerlichen Gruppe anschließen, die nichts erreichen wird oder du schließt dich mit denen zusammen, die gewillt sind etwas zu tun und mit dir für eure Interessen kämpft. Wir gehören zur zweiten Gruppe. Wenn du die nicht mehr ausgelacht werden willst, komm und kämpfe mit uns. Hört auf euch zu beklagen und handelt endlich.

Ohne Gewerkschaftsfunktionäre, ohne staatliche Zuschüsse - Versammlungen und direkte Aktion!

CNT - AIT

Kontakt: informaticamadrid.cnt.es

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