2.06.2011

Miese Arbeitsbedingungen gibt es allerorten - oder bei OBI

In den vergangenen Monaten gab es einige Unruhe in OBI-Märkten in verschiedenen polnischen Städten. ArbeiterInnen hatten in einer OBI-Baumarkt in Krakau eine Gewerkschaft gegründet und das Management war dagegen vorgegangen. Seit dieser Zeit gab es mehrere Solidaritätsaktionen und erste Schritte hin zu einer Vernetzung in mehreren polnischen Städten. In unterschiedlichen Medien haben ArbeiterInnen damit begonnen, sich öffentlich über die Arbeitsbedingungen bei der deutschen Baumarkt-Kette zu beschweren.

Die Arbeitsbedingungen

Die Löhne sind teils unterschiedlich, liegen häufen aber bei ca. 350 Euro pro Monat. Arbeiterinnen verdienen häufig weniger als ihre männlichen Kollegen.

In einigen Märkten gibt es „flexible Schichtpläne“. Beschäftigte werden gezwungen, an einigen Tagen Vierstundenschichten zu fahren und an anderen Tagen bis zu zehn Stunden zu arbeiten. Die Schichtverteilung ist häufig unvorherseh- und unplanbar. Viele Beschäftigte werden auch gezwungen Sonntags zu arbeiten oder zu anderen Zeiten, an denen andernorts nicht gearbeitet wird.

KollegInnen beschweren sich darüber, dass es massive Probleme bei der Berechnung von Überstunden gibt.

Andere ArbeiterInnen bei OBI beklagen sich darüber, dass sie nicht in den Genuss der ihnen zustehenden Leistungen aus den Sozialfonds kommen.

Es gibt Berichte über Verletzungen, besonders im Zusammenhang mit dem Transport schwerer Gegenstände. Die ArbeiterInnen beschweren sich darünber, dass der Gerätepark zu alt ist und eigentlich nicht mehr benutzt werden kann. Insbesondere marode Gabelstapler seien die Ursache etlicher Arbeitsunfälle.

Ein weiteres Problem stellen Angriffe auf die Würde der ArbeiterInnen, wie etwa Schikanen oder kaum versteckte Drohungen mit dem Verlust des Jobs, dar. So gibt es beispielsweise Berichte von Beschäftigten eines OBI-Marktes in Lodz über unerträgliches Mobbing im Jahr 2009. Die übliche Haltung der Bosse ist: „Wenn dir der Job nicht gefällt – niemnd ist unsersetzbar“.

Immer wenn Beschäftigte berechtigte Forderungen stellen, bekommen sie zu hören, das OBI ja eigentlich sowieso die Belegschaft reduzieren möchte. Das geschieht auch tatsächlich. In vielen Filialen werden feste Stellen durch Leiharbeit ersetzt. Auf der kreativen Suche nach Einsparmöglichkeiten beim Personal, hat sich OBI außerdem etwas ganz besonderes einfallen lassen: Man versucht, Teile der Belegschaft durch „Elektronisches Verkaufspersonal“ zu ersetzen. Das sind Puppen, die via Sprachein- und -Ausgabe einfache Fragen der Kunden beantworten sollen. Es handelt sich um ein Testprojekt, das zu Beginn des Jahres u.a. in einem Warschauer OBI-Markt installiert wurde. In mindesten einem Fall, hat man die elektronische Verkäuferin sogar mit „Proletenslang“ ausgestattet.

Angriffe auf gewerkschaftliche Organisierung

OBI kann in Polen auf eine Geschichte von Angriffen auf die Gewerkschaftsfreiheit zurück blicken. Ein erster Versuch gewerkschaftlicher Organisierung bei dem deutschen Baumarkt-Multi wurde 2001 in Warschau erfolgreich verhindert. Danach tat sich erst einma, nichts mehr, bis eine der traditionellen sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften im Jahr 2010 ein neuen Anlauf in Krakow machte. Einer der aktivsten Gewerkschaftsmitglieder wurde gefeuert, einer weiteren Kollegin wurde die Entlassung angedroht. Die entlassenen Kollegin ging vor das Arbeitsgericht, hatte aber zwischenzeitlich einen Job zu besseren Bedingungen bei einer konkurrierenden Kette gefunden. Dort wurde ihr mittlerweile ebenfalls gekündigt, nachdem man dort von ihrer Gewerkschaftstätigkeit bei OBI erfahren hatte.

Es ist auch sonst nicht ungewöhnlich, dass GewerkschafterInnen vom Management schikaniert werden. Oft geschieht das in Form aller möglichen Drohungen hinsichtlich notwendiger Personaleinsparungen. In einer anderen Stadt bekam ein Kollege, der die Arbeitsbedingungen problematisierte, sofort eine Abmahnung und es wurde mit Entlassung gedroht.

Die Forderungen der ArbeiterInnen

Einige der nachfolgenden Forderungen wurden von der Gewerkschaft in der Filiale in Krakow aufgestellt, andere stammen von KollegInnen aus verschiedenen Filialen, die begonnen haben sich untereinander zu vernetzen.

Gefordert wird ein Ende der Lohndiskreminierung für Arbeiterinnen und ein Ende der Drohungen gegen GewerkschafterInnen. Weiterhin soll OBI damit aufhören, feste Stellen durch solche von Sklavenhändlern (Zeitarbeitsfirmen) zu ersetzen. Desweiteren wollen die Beschäftigten ein permanente Lohnerhöhung in Form eines Festgeldes von 500 Zloty (ca. 125,- Euro) pro Monat, eine verbindliche Regelung für die Überstunden, und einen Lohnaufschlag von 100 Zloty (ca. 25,- Euro) für Sonntagsarbeit. Sie fordern weiterhin den Ersatz von maroden Gerätschaften (z.B. alte Gabelstapler) und Verbesserunben des Gesundheitsschutzes sowie der Arbeitssicherheit. An Heiligabend und Sylvester soll nicht gearbeitet werden. Zu den Forderungen gehören auch die nach einem Ende des Einsatzes anonymer Testkäufer zur Kontrolle der KollegInnen („V-Test“ oder „Verkäufer-Test“) und ein Ende von Mobbing-Taktiken. Die Pläne zum Personalabbau und zum Einsatz „elektronischen Verkaufspersonals“ sollen aufgegeben werden. Außerdem wird gefordert, die Reingungspauschale für Arbeitskleidung auf 50 Zloty (ca. 12,50 Euro) zu erhöhen.

Und Action...

In Polen gab es in Januar bereits Solidaritätsaktionen. Für die kommenden Wochen sind u.a. in Warschau Aktionen zur Unterstützung der OBI-Beschäftigten geplant. Von Seiten der KollegInnen besteht großes Interesse an Kontakten zur ArbeiterInnen in der BRD (dem Konzernsitz von OBI) und von Solidaritätsaktionen dort.

(Nach Informationen der ZSP-IAA und des Netzwerkes von OBI-Beschäftigten)

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