1.22.2011

Offenbach: Erfolgreiche antifaschistische Demonstration gegen reaktionäre Bewegungen

Die antifa [ko] (Kreis Offenbach) und die autonome antifa [f] (Frankfurt) veranstalteten heute gemeinsam eine Demo mit rund 400 Teilnehmenden in Offenbach gegen reaktionäre Bewegungen. In mehreren Redebeiträgen und verteilten Flugblättern wurde ausführlich auf verschiedene reaktionäre Tendenzen eingegangen, die aktuell gesellschaftlichen Auftrieb haben. Deren Angeboten wird eine linke, emanzipatorische Perspektive auf Gesellschaft entgegengehalten.

Etwa 400 Personen demonstrierten am heutigen Samstag unter dem Motto „Gegen Nazis, Rechtspopulismus und Fundamentalismus – den antifaschistischen Widerstand organisieren – turn left!“ in Offenbach. Unter Parolen wie „Nazis gibt’s in jeder Stadt – bildet Banden, macht sie platt“ oder „In Kabul und in Teheran – nieder mit der Taliban“ zogen die Demonstrierenden vom Marktplatz über den Hauptbahnhof durch die Offenbacher Innenstadt.

Sahra Brechtel, Sprecherin der autonomen antifa [f], erklärte hierzu: „Trotz erheblicher Widersprüche existieren verschiedene reaktionäre Bewegungen nicht nur in Offenbach nahezu konfliktfrei nebeneinander. Die türkischen FaschistInnen der Grauen Wölfe, religiöse FundamentalistInnen, RechtspopulistInnen und klassische Nazis bieten Identitäts-Angebote vor allem für Jugendliche. In einem solchen gesellschaftlichen Klima des rechten Konsens finden linke, kritische Positionen kaum Platz. Als konsequente Antifaschist_innen nehmen wir die Gefahr der verschiedenen reaktionären Bewegungen ernst, und setzen ihren Ideologien eine emanzipatorische Perspektive auf Gesellschaft entgegen: Anstatt menschliche Geschichte in biologistischen und kulturalistischen Kategorien als festgelegt aufzufassen, unterstreichen wir die Machbarkeit von Geschichte durch gesellschaftliche Praxis. Mit der Demonstration in Offenbach haben wir ein starkes Zeichen gegen reaktionäre und anti-emanzipatorische Antworten auf ökonomische, soziale und politische Krisen gesetzt.“

Die heutige Demonstration hat auf die Koexistenz verschiedener reaktionärer Bewegungen in Offenbach aufmerksam gemacht. In verschiedenen Redebeiträgen wurden die unterschiedlichen reaktionären Bewegungen und ihre regionalen Tätigkeiten beschrieben. Anna Müller, Sprecherin der antifa [ko], fasst zusammen: „Der fortwährende Einfluss der Grauen Wölfe in kommunalen Parlamenten und ihre aktuellen Versuche, sich im AStA der Fachhochschule Frankfurt Geltung zu verschaffen, eine von gut 400 hauptsächlich Jugendlichen besuchte Veranstaltung des islamistischen Fundamentalisten Pierre Vogel auf dem Offenbacher Marktplatz und die Unmengen von Neonazi-Aufklebern im Offenbacher Stadtbild sind Ausdruck der jeweiligen gesellschaftlichen Relevanz ganz verschiedener reaktionärer Bewegungen. Solch reaktionäre und anti-emanzipatorische Positionen sind jedoch nicht nur ein Phänomen gesellschaftlicher Randgruppen. Die Popularität der kultur-rassistischen Ansichten von Thilo Sarrazin quer durch sämtliche soziale Schichten zeigt, dass reaktionäre Positionen auch in der so genannten „Mitte der Gesellschaft“ Konjunktur haben.“

Zu den Ursachen meint Müller: „Solange die sozialen Beziehungen zwischen Menschen über Tausch und Konkurrenz vermittelt bleiben, solange kapitalistische Verhältnisse unsere Gesellschaft prägen, solange wird es sozialen Ausschluss und den Kampf zwischen miteinander konkurrierenden Marktteilnehmern geben. Die strukturelle Krisenhaftigkeit kapitalistischer Verhältnisse wird immer wieder reaktionäre und menschenfeindliche Antworten hervorbringen, die im nationalen Kollektiv oder in der religiösen Gemeinschaft die Lösung der gesellschaftlichen Probleme versprechen. Antifaschistische Politik bleibt also notwendig, solange die Gesellschaft nicht grundlegend vernünftiger, also an den Bedürfnissen aller orientiert, eingerichtet wird. Dafür werden wir weiterhin kämpfen.“

Die Polizei hielt sich glücklicherweise während der gesamten Demonstration auffällig zurück, weshalb die Demo gegen 17:30 Uhr ohne Zwischenfälle am Marktplatz beendet werden konnte.

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