9.19.2012

Aktionstag (nicht nur) in der Region West


Gleich zwei Aufrufe zu internationalen Solidaritätsaktionstagen erreichten die Syndikate der Region West. Zum einen richtete sich der Vrije Bond aus den Niederlanden mit der Bitte an uns, ihre Auseinandersetzung mit der Hotelkette Bastion zu unterstützen. Zum anderen bekamen wir einen Hilferuf aus Australien, wo eine Pizza-Kette den Lohn der Fahrer*innen mal eben um 19% gekürzt hatte.

Zu den Hintergründen bei BASTION:

Den Reinigungskräfte in den Bastion Hotels wird durch einen einfachen Trick ein nicht unerheblicher Teil des ihnen eigentlich zustehenden Lohns vorenthalten. Die Verträge in den Niederlanden besagen das die Reinigungskräfte pro Stunde bezahlt werden. Tatsächlich werden sie aber pro gesäubertem Zimmer bezahlt. Dabei werden 18 Minuten zur Reinigung zu Grunde gelegt. Sämtliche Wege im Haus und zwischen den Zimmern blieben beim vorliegenden Fall ebenso unberücksichtigt wie notwendige Pausen.
Das ganze wird unseren Informationen nach noch durch respektlosen Umgang mit den Reinigungsarbeiter*innen abgerundet. Wir wissen von den Gewerkschaften aus den Niederlanden, das Arbeiter*innen, die versucht haben sich gewerkschaftlich zu organisieren ihren Job verloren haben. Eine ehemalige Kollegin fordert neben der Auszahlung des ihr noch zustehenden Arbeitslohnes (berechnet auf Stundenbasis, so wie es im Vertrag steht) auch den Stopp der unfairen und nach Auffassung des Vrije Bond Amsterdam illegalen Praktiken in den Hotels.

Wenn sie Opfer der oben genannten Praktiken sind oder jemanden kennen, nehmen sie bitte Kontakt mit uns auf: bastionbasterds@gmail.com

Zu den Hintergründen bei Domino's Pizza:
Quasi über Nacht wurden die Löhne der FahrerInnen des Pizzazulieferers Domino`s Pizza Enterprises (DPE) in Brisbane Australien um 19 % gekürzt. Seit dem 9. April befinden sich diese nun in einem Arbeitskampf mit dem Management der DPE. Doch von Unterstützung durch die Gewerkschaft können die FahrerInnen nur träumen. Ganz im Gegenteil: Die SDA (Shop, Distributive and Allied Employees Association) mit 230000 Mitgliedern eine der größten Gewerkschaften in Australien scheint in ihrem Verhalten ganz auf der Linie der DPE zu sein. Nachdem sie 6 Wochen untätig blieb, versuchte die SDA, die betroffenen FahrerInnen von Verhandlungen auszuschließen. Bei einer Anhörung vor der FWA (Fair Work Australia) legten SDA- Sprecher offen, dass es bereits bei einer Verhandlung am 22.05.12 zwischen Domino und der Gewerkschaft zu einer Annäherung kam. Das Unternehmen soll dabei einer Lohnerhöhung um 1 Dollar zugestimmt haben. Was in Anbetracht der vorherigen Kürzung wie ein schlechter Scherz klingt. Auch schaffte es die SDA den FWA-Beauftragten von einer Vertagung mit offenem Ende und ohne Zeitrahmen zu überzeugen. Der Druck auf das Domino-Management dürfte derweil mehr als gering sein, da das Unternehmen in der derzeitigen Situation wöchentlich einen Bonus von 80000 Dollar einfährt. Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist es erwartungsgemäß zu keinem Ergebnis gekommen. Unter den ArbeiterInnen sind Wut und Enttäuschung groß. Die Verhandlungen gelten als „Ausverkauf“ der FahrerInnen, sogar von Korruption ist die Rede.

Selbstorganisation / Gründung der GTWA

In dieser Situation tun die FahrerInnen von Brisbane das einzig richtige: sie beginnen sich selbst zu organisieren um sich gegen die Lohnkürzungen zur Wehr zu setzen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Angestellte von Domino`s Pizza Enterprise und Mitglieder der Anarcho-Syndikalist-Federation (ASF-IAA) gründeten die General General Transport Workers Association (bei Facebook) um gemeinsam für die Lohnwiederherstellung zu kämpfen und sich mit anderen Transportarbeitern zu vernetzen. Die ASF Sektionen Brisbane und Melbourne führten zur Unterstützung Streikposten an verschiedenen Domino-Filialen durch, suchten das Gespräch mit Vertretern von SDA und Domino und intervenierten bei der FWAAnhörung, obwohl die SDA ein Redeverbot für ASF- Mitglieder erwirken wollte. Die FahrerInnen haben dabei die Schlüsselpunkte ihrer Forderungen herausgearbeitet, welche Grundvoraussetzung jeglicher Verhandlungsbasis sein müssen.

Dazu zählt:
– ein Lohn der mindestens dem nationalen Mindestlohn gleichwertig ist (sowohl für Vollzeitbeschäftigte als auch Gelegenheitsarbeiter)
– eine gerechte Lohnrate, die unabhängig von Ausbildungsart und/oder Anstellungsstatus jedem gezahlt wird
– Die Trinkgelder ausschließlich den FahrerInnen gehören, die sie erhalten haben
– Die öffentlichen Urlaubstage dem üblichen Umfang angepasst und an Urlaubs- oder Feiertagen gearbeiteten Stunden doppelt bezahlt werden.

Internationale Solidarität

Die ASF rief für den 15. September zu einem weltweiten Aktionstag auf. Wir sehen uns als Lohnabhängige mit den gleichen Problemen konfrontiert, wie die Kollegen in Australien oder sonstwo. Als Teil einer Klasse verbinden uns gemeinsame Interessen und der Kampf für die gleichen Ziele. Von Lohndrückerei, Zeitarbeit und Arbeitszeitverlängerung, Kürzungen bei Bildung, Gesundheit und Sozialleistungen, bis hin zum freien Fall in Armut und Obdachlosigkeit. All das wird bewusst in Kauf genommen von jenen die von diesem System profitieren. Dieser Hohn kennt keine Grenzen, unsere Solidarität auch nicht.

Berichte aus den Städten:

Düsseldorf

Das allgemeine Syndikat der FAU-Düsseldorf hat sich heute auf den Weg gemacht um gleich zwei Konflikte zu unterstützen.

Zuerst waren wir in Neuss und haben das dortige Bastion Hotel besucht. Leider steht es mitten in einem Industriegebiet (mit Autobahnanbindung), so das es dort außer uns niemanden gab. Trotzdem haben wir ein ein Foto gemacht und unser Flyer an den Autos auf dem Hoteleigenen Parklatz angebracht. Außerdem ging jmd von uns hinein und gab an der Rezeption eine Handvoll Flyer ab. Das Gespräch mit der Kollegin war kurz und höflich. Einerseits wurde sie kurz über den Konflikt aufgeklärt und andererseits darum gebten den Flyer an die Kolleg*innen im Hotel, den Betriebsrat, falls vorhanden (bei dem Wort zuckte sie ein wenig zusammen und ich vermute das sie keinen BR haben) und natürlich auch an das Managment weiter zu geben (schließlich soll die Zentrale in den Niederlanden ja auch davon efahren).

Danach sind wir noch nach Langenfeld (liegt genau auf der Grenze zwischen zwei Verkehrsverbünden und ist daher von Düsseldorf und Köln aus gut zu erreichen) gefahren. Die Domino-Filliale liegt dort mitten im "Zentrum" an einer hoch frequentierten Strasse. Auch dort haben wir eine Handvoll Flyer im Laden selbst abgegeben. Den Angestellten haben wir dabei aufgeklärt worum es geht und ihn aufgefordert die Flyer vor allem an die Fahrer weiter zu leiten. Aber auch hier haben wir darauf hingewiesen das ein Flyer an den Chef weitergeleitet werden soll, damit dieser Meldung machen könne. Vor dem Laden haben wir dann noch weiter unsere Flyer an Passant*innen und Kund*innen verteilt. Einen Rest von Flyern haben wir dann in den Umliegenden Geschäften verteilt, u.a. in der Konkurenz-Pizzeria zwei Häuser weiter.
Leider kam in der ganzen Zeit nur ein Fahrer aus der Filiale, den wir aber direkt mit einem Flyer ausstatteten und ihm den Hinweis gaben, das er im Falle von Lohnkürzungen (oder anderen Schweinereien) sich gerne direkt an die FAU wenden könne.

Auch hier haben wir ein Foto gemacht. Der Fahrer erzählte uns übrigens das ein paar Stunden vorher schon zwei Leute da waren un einen Flyer zum Thema verteilt haben. Kurz darauf (auf dem Heimwag) fanden wir dann auf der Straße auch einen Flyer der FAU-Köln.

Köln

Anlässlich des Aktionstages der Internationalen Arbeiter/innen-Assoziation (IAA) hat das Allgemeine Syndikat Köln bei der Franchise-Kette Domino’s Pizza gegen Lohnkürzungen protestiert. Auch in anderen Städten der Region, wie Langenfeld und Bonn, hat die anarchosyndikalistische Freie Arbeiter/innen-Union ebenfalls Solidaritätsaktionen organisiert.

Anlass war die unangekündigte Gehaltskürzung von 19% bei den Pizzafahrer/innen in Brisbane (Australien), die sich in der neugegründeten General Transport Workers Association der Anarcho-Syndicalist Federation (ASF) angeschlossen haben. Sie fordern eine Rücknahme der Lohnkürzungen, sowie unter anderem die Auszahlung sämtlicher Trinkgelder, die bisher vom Chef einbehalten wurden.

Um darüber zu Informieren aud auf die geplante Unternehmensexpansion im Rheinland aufmerksam zu machen, wurden Flugblätter an Mitarbeiter/innen und Passant/innen, sowie in der Nachbarschaft verteilt und ein Plakat aufgehängt. Zahlreiche Solidaritätsaktionen gab es außer in Australien auch in weiteren Ländern, unter anderem in Neuseeland, Russland, USA, Spanien, Norwegen, Polen, Frankreich und Großbritannien.

Allgemeines Syndikat Köln (FAU-IAA)

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