Am 18. Februar 2012
trafen sich Anwohner des Warschauer Stadtteils Praga und
interessierte AktivistInnen um Mobilisierungsstrategien gegen die
geplante Schließung von Schulen zu besprechen. Die Regierung hat
Pläne über die Liquidation von über 800 Schulen in Polen bekannt
gegeben.
Eltern und Großeltern
zeigten sich besorgt um die Qualität der Ausbildung und
den Zugang zu öffentlichen Bildungseinrichtungen. Zukünftig werden
sie und ihre Kinder längere Anfahrtswege zu den Schulen in Kauf nehmen müssen und es
steht völlig offen was mit dem bestehenden Schuleigentum geschehen
soll. Insgesamt überwog das Gefühl, dass private Interessen von der
Schließung der Schulen profitieren, denn es ist allgemein bekannt,
dass öffentliches Eigentum günstig in private Hände abgegeben
wird. Dafür gibt es unzählige Beispiele. Da nur wenig neue Schulen
entstehen, sind viele Eltern manchmal völlig ratlos, da sie
einerseits keinen Zugang zu öffentlicher Bildung haben und
andererseits kein Geld um sich private Ausbildungen für ihre Kinder
zu leisten.
Die Leute waren sich
der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft in Klassen bewusst, eine
Spaltung in diejenigen, die etwas haben und diejenigen die nichts
haben und dass die Schließung der Schulen die Situation noch
verschlechtern wird.
Außerdem wurden
Beschwerden von LehrerInnen laut, die mehr und mehr Stress ausgesetzt
sind. So werden neuerdings Bonuszahlungen, die normalerweisenallen
zugestanden haben, nur noch als Gratifikation ausgegeben. Was als
motivierendes Mittel propagiert wird, dient jedoch alleinig der
Kürzung tausender Gehälter. Die LehrerInnen wunderten sich über
die Auswirkungen der Schulschließungen, denn tatsächlich werden
immer mehr Klassen benötigt und es ist unklar ob man jedem von ihnen
eine neue Arbeitsstelle anbieten wird. Es gibt keine Garantien.
Entweder bekommen die LehrerInnen eine Arbeit in der unmittelbaren
Nähe oder sie verlieren ihren Job und jegliche Abfindungsansprüche.
Die Öffentlichkeit
reagiert viel zu langsam auf Entwicklungen und nimmt sie meist erst
wahr, wenn sie bereits eingetreten sind. Wie lassen sich mehr
Menschen in Warschau und in ganz Polen zu einer sozialen Kraft
mobilisieren, fragten sich die Anwesenden.
Aktivisten der ZSP und
der MieterInnenbewegung zeigten auf, dass die von der asozialen
Politik Betroffenen, besonders den von den Kürzungen in den
öffentlichen Haushalten betroffen, sich gegenseitig unterstützen
müssen. Viele Leute auf der Versammlung verwiesen auf die Probleme,
die beim individuellen Angehen sozialer Probleme entstehen. Die
Menschen versuchen ihre konkreten Probleme alleine zu beheben, wenn
ihnen Dinge zustoßen, die alle betreffen. Die Verbindungen zwischen
verschiedenen sozialen Angelegenheiten sollten gestärkt werden, um
die verschiedenen Bewegungen zu kräftigen. Der 31. März wurde als
ein Datum angesprochen, bei dem alle Menschen, denen die Situation
zum Hals heraushängt, auf die Straße gehen und ihren Unmut äußern.
Ein Plan wurde
ausgearbeitet um mehr Menschen über die besprochenen Probleme zu
informieren und im Stadtrat gegen die Schließung der Schulen
Einspruch erhoben. Die Anwesenden werden Initiativen von Eltern,
LehrerInnen und SchülerInnen der betroffenen Einrichtungen
unterstützen sowie mehr Informationen sammelt und diese analysieren.
siehe auch: Proteste gegen die Schließung von Schulen
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