1.12.2012

Roche entlässt Gewerkschafter



Am 19. Dezember entließ das pharmazeutische Unternehmen Roche Polen grundlos einen Aktivisten der ZSP. Die Anweisung den Arbeitsplatz auf der Stelle zu verlassen kam direkt vom Hauptquartier der Firma, die sich weigerten dazu schriftlich Stellung zu nehmen.

Die Entlassung folgte einer namentlichen Erwähnung des Genossen in einem längeren Zeitungsartikel. Obwohl keine Entlassungsgründe angegeben wurden, stehen sie offensichtlich mit seiner Gewerkschaftsarbeit in Zusammenhang.

Er kämpft jetzt für seine Wiedereinstellung, aber nicht nur das. Der Genosse kämpft ebenso für seine Anerkennung als Arbeitnehmer des Unternehmens und die ihm zustehenden Gelder. Roche beschäftigt in Polen viele Menschen ohne regulären Arbeitsvertrag; das ist ihre normale Firmenpolitik. Der Genosse war daran interessiert ein reguläres Arbeitsverhältnis zu seinem Arbeitgeber herzustellen, aber die sagten ihm, er sei der letzte, dem das Unternehmen einen unbefristeten Vertrag aushändigen würde.

Roche beschäftigt viele LeiharbeiterInnen, aber auch eine große Anzahl Scheinselbstständige und illegal Beschäftigte. Um zu verhindern, dass ArbeiterInnen die ihnen zustehenden Rechte erhalten - bezahlter Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Schwangerschaftsurlaub, soziale Absicherung, Abfindungszahlungen - werden die Angestellten aufgefordert sich selbstständig zu machen und dann durch ein vermittelndes Unternehmen entlohnt.

Gleichzeitig erhält Roche staatliche Subventionsgelder zur Schaffung von Arbeitsplätzen.

Die ZSP gibt bekannt, dass sie für die Wiedereinstellung des Kollegen und seine Anerkennung kämpfen wird. Und sie wird die Angestellten und die breite Öffentlichkeit über die Rechte der ArbeiterInnen in Kenntnis setzen.

Die Gewerkschaften in Polen haben es bislang versäumt, Scheinselbstständigkeit und illegale Beschäftigung angemessen zu bekämpfen, stattdessen werden diese ArbeiterInnen zusätzlich vom Gesetzgeber diskriminiert.

In der EU ist Polen inzwischen die Nr.1 bei der Beschäftigung mit "Müllverträgen" und der Anteil an LeiharbeiterInnen stieg im vergangenen Jahr um rund 40%. Von 100 ArbeiterInnen unter 30 Jahren haben weniger als 20% einen regulären Arbeitsvertrag. Scheinselbständige sind in diese Zahlen nicht enthalten; sie werden einfach als "Geschäftsleute" deklariert. Schätzungen zufolge hat Polen die höchste Anzahl solcher "Geschäftsleute" in Europa.

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