Am
19. Dezember entließ das pharmazeutische Unternehmen Roche Polen
grundlos einen Aktivisten der ZSP. Die Anweisung den Arbeitsplatz auf
der Stelle zu verlassen kam direkt vom Hauptquartier der Firma, die
sich weigerten dazu schriftlich Stellung zu nehmen.
Die Entlassung folgte
einer namentlichen Erwähnung des Genossen in einem längeren
Zeitungsartikel. Obwohl keine Entlassungsgründe angegeben wurden,
stehen sie offensichtlich mit seiner Gewerkschaftsarbeit in
Zusammenhang.
Er kämpft jetzt für
seine Wiedereinstellung, aber nicht nur das. Der Genosse kämpft ebenso für
seine Anerkennung als Arbeitnehmer des Unternehmens und die ihm
zustehenden Gelder. Roche beschäftigt in Polen viele Menschen ohne
regulären Arbeitsvertrag; das ist ihre normale Firmenpolitik. Der
Genosse war daran interessiert ein reguläres Arbeitsverhältnis zu
seinem Arbeitgeber herzustellen, aber die sagten ihm, er sei der
letzte, dem das Unternehmen einen unbefristeten Vertrag aushändigen
würde.
Roche beschäftigt
viele LeiharbeiterInnen, aber auch eine große Anzahl
Scheinselbstständige und illegal Beschäftigte. Um zu verhindern,
dass ArbeiterInnen die ihnen zustehenden Rechte erhalten - bezahlter
Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Schwangerschaftsurlaub,
soziale Absicherung, Abfindungszahlungen - werden die Angestellten
aufgefordert sich selbstständig zu machen und dann durch ein
vermittelndes Unternehmen entlohnt.
Gleichzeitig erhält
Roche staatliche Subventionsgelder zur Schaffung von Arbeitsplätzen.
Die ZSP gibt bekannt,
dass sie für die Wiedereinstellung des Kollegen und seine
Anerkennung kämpfen wird. Und sie wird die Angestellten und die
breite Öffentlichkeit über die Rechte der ArbeiterInnen in Kenntnis
setzen.
Die Gewerkschaften in
Polen haben es bislang versäumt, Scheinselbstständigkeit und
illegale Beschäftigung angemessen zu bekämpfen, stattdessen werden
diese ArbeiterInnen zusätzlich vom Gesetzgeber diskriminiert.
In der EU ist Polen
inzwischen die Nr.1 bei der Beschäftigung mit "Müllverträgen"
und der Anteil an LeiharbeiterInnen stieg im vergangenen Jahr um rund
40%. Von 100 ArbeiterInnen unter 30 Jahren haben weniger als 20%
einen regulären Arbeitsvertrag. Scheinselbständige sind in diese
Zahlen nicht enthalten; sie werden einfach als "Geschäftsleute"
deklariert. Schätzungen zufolge hat Polen die höchste Anzahl
solcher "Geschäftsleute" in Europa.
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