2.05.2011

Probleme mit der OTTO Zeitarbeitsagentur

Über die letzten Jahre gab es besonders von polnischen ArbeiterInnen, die zur Arbeit nach Holland geschickt wurden, eine Menge Beschwerden über die Praktiken der OTTO Zeitarbeitsagentur. Die Firma ist auf mindestens einer schwarzen Liste für Unternehmen aufgeführt. Einige Leute, die dort arbeiten oder gearbeitet haben, kontaktierten die AGA und die ZSP und baten um Hilfe bei verschiedenen Problemen. Das mindeste, worum sie uns baten, war es andere Menschen vor diesem Unternehmen zu warnen und die ArbeiterInnen dort über ihre Rechte zu informieren und was sie tun können, wenn sie Betrugsopfer werden.

Aus verschiedenen Briefen an uns, aus Forenbeiträgen und aus persönlichen Gesprächen, präsentieren wir hiermit eine vorläufige Liste der typischen Probleme. Wir werden zu mehr Menschen sprechen und wir hoffen diese Liste demnächst vergrößern zu können. Eine Informationskampagne, die sich an potentielle und aktuelle ArbeiterInnen wendet, wird demnächst ins Laufen gebracht.

Falsche Versprechungen in Polen

Die in Polen angekündigten Arbeiten sind andere als die, welche in Holland ausgeführt werden; das ist ein charakteristisches Problem. Manchmal kommen die ArbeiterInnen in Holland an und

führen Arbeiten durch, die so vorher gar nicht vereinbart waren. Ein anderes Mal haben sie gemeinsam mit ihrer Familie oder Freunden die Verträge unterschrieben, um zusammen zu arbeiten. Ihnen werden gemeinsame Aufgaben versprochen, doch es kommt vor, das die Familien und FreundInnen schon bei der Ankunft getrennt werden. Man sagt ihnen eine geregelte 40 Stunden Woche über einen bestimmten Zeitraum zu, doch dann arbeiten sie weniger Stunden oder sind sogar über einen längeren Zeitraum beschäftigungslos. Im schlimmsten Fall werden Leute nach Hause geschickt bevor sie überhaupt nur irgendeinen Cent verdient haben.

Irreguläre Arbeitszeiten

Die ArbeiterInnen arbeiten nicht immer am gleichen Produktionsstandort; wenn es keine Arbeit gibt, stehen sie auf Abruf bereit. Einige arbeiten von den 40 Stunden nur 25-30%, z.B. zwei mal in der Woche. Dann wiederum müssen sie Überstunden leisten, wobei ein elf bis zwölf Stunden Tag typisch dafür ist. In einigen Fällen war von 20 Stunden die Rede.

Bezahlung

Zwar kommt es selten vor, aber es ist berichtet worden, dass einige ArbeiterInnen unter dem Mindestlohn bezahlt worden sind. So oder so, ein Großteil des Geldes wird direkt wieder von OTTO gefressen. Das geschieht durch überteuerte Wohnungen und durch aufgenötigte Versicherungen. Das von den ArbeiterInnen an den niederländischen Staat abgeführte Geld (ungefähr 300 bis 400 € pro Jahr) wird dem Unternehmen zwar zurückerstattet, doch die ArbeiterInnen sehen nichts davon wieder.

Neuankömmlinge arbeiten in der Regel ohne gültige Papiere; sie bekommen keinen bezahlten Urlaub oder finanzielle Zusatzleistungen, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und fliegen, wenn sie sich krank melden, kurzerhand raus.

Die polnischen ArbeiterInnen berichten von zahlreichen Kündigungen. In den Hotels und Baracken in denen sie wohnen, wurden sogar Leute gefeuert weil sie unordentlich waren. Das geschieht meist willkürlich und das Unternehmen genießt es, die ganze Gruppe in einem Raum wegen dem Vergehen eines Einzelnen zu degradieren. Manchmal erfahren die ArbeiterInnen erst am Zahltag von ihrer Kündigung. Wenn sie sich wehren, zeigt man ihnen die Tür.

Es kommt oft zu Zahlungsverzögerungen und außerdem hat man ArbeiterInnen ohne Bezahlung entlassen und sie waren plötzlich auf sich alleine gestellt.

Wohnungen: Hauptgrund des geringen Lohns

Durch die vielen Einwände gegen die Wohnungsbedingungen, ist die niederländische Öffentlichkeit auf die Zustände aufmerksam geworden und die großen Tageszeitungen berichteten darüber.

Letztens tauchten bei YouTube Propagandavideos auf, in denen glückliche OTTO ArbeiterInnen in ihren hübschen Wohnungen gezeigt wurden. Doch dies war lediglich ein PR Kampagne von einem beauftragten Werbeunternehmen, bei der versucht worden ist, Wohnungen der untersten Kategorie als eine Art „Center-Park“ oder Sommercamp zu verkaufen.

Die Wirklichkeit sieht etwas anders aus. Oftmals stehen die Unterkünfte abseits in den Wäldern, bis zu 20 km entfernt von der Zivilisation. Das soziale Leben spielt sich vor den Wohnungen, dem Supermarkt oder der Kneipe ab.

Sie sind gezwungen früh aufzustehen, denn die ArbeiterInnen werden von einem Firmenwagen abgeholt und bis zu zwei Stunden zur Arbeit verbracht. Nach der Arbeit sammelt man sie wieder ein, wobei sie manchmal bis zu einer Stunde auf den Transporter warten müssen. Insgesamt bedeuten das drei bis sechs Stunden allein für die An- und Abfahrt zum Arbeitsplatz.

Einer dieser Orte befindet sich in Laarbruch in der Bundesrepublik, ungefähr 20km von der holländischen Grenze entfernt. Die Menschen leben dort in den ehemaligen Unterkünften der britischen Armee, in der Nähe des Flughafens Weeze. Dutzende Wohnungen teilen eine Toilette und eine Küche. Einmal in der Woche organisiert die OTTO Zeitarbeitsfirma einen Bus, der zu einem einstündig entfernten Supermarkt fährt.

In den Wohnungen beklagen sich die ArbeiterInnen über Schimmel, Dreck und zerbrochenes Inventar. Camping Wohnungen, wie in der Ortschaft Uddel, sind für den Winter nicht ausgestattet. Das OTTO Zeitarbeitsunternehmen ist ein kriminelles Racket, dass die ArbeiterInnen dazu zwingt überteuerte Wohnungen in katastrophalen Zuständen zu bezahlen. Es gab Vorfälle, da wurde Menschen mitten in der Nacht gekündigt und man hat sie auf die Straße geworfen, nur um die anderen einzuschüchtern. Wer sich über die Wohnungsbedingungen beschwerte wurde rausgeworfen oder sein Vertrag wurde nicht verlängert.

Die Mieteinnahmen bringt dem Unternehmen einiges ein. In Woerden müssen manchmal vier bis fünf Menschen zusammen leben, aber jeder zahlt die 280€, wodurch die Miete insgesamt über 1000€ beträgt. Lokale Makler bieten ganze Häuser für diesen Preis an, und in der Nähe gibt es Wohnungen für 300€. Aber OTTO will das nicht; die ArbeiterInnen sollen verfügbar sein und gemeinsam an ihren Unterkünften abgeholt werden. Wenn sie um sechs Uhr morgens an deine Tür Klopfen musst du innerhalb von 15 Minuten fertig sein. In einem Fall zog ein polnischer Arbeiter in seine eigenes Apartment. Daraufhin wurde er nicht mehr abgeholt und er bekam keine Arbeit mehr zugewiesen.

OTTO verlangt immer den gleichen Preis für die Wohnungen, unabhängig der tatsächlichen Verhältnisse. Das führt zu der kranken Situationen, das ArbeiterInnen für eine bessere Wohnung extra Gefälligkeiten anbieten.

Brief polnischer ArbeiterInnen über ihre Probleme mit den Wohnungen

Unsere Namen sind P. und A.. Wir würden gerne die Geschichte präsentieren, die uns in den Niederlanden zugestoßen ist.

Nachdem wir angekommen waren, erhielten wir von der OTTO Zeitarbeitsfirma ein attraktives Angebot. Daraufhin fuhren wir zu einem Gespräch nach Hague und unterschrieben einen Vertrag für drei Monate. Noch vor dem ersten Arbeitstag änderten sie den Wohnungsort. Eigentlich sah der Vertrag eine zwei Zimmer Wohnung pro Person vor, aber sie gaben uns nur einen Raum, in dem wir zu viert leben mussten. Die Miete blieb gleich.

Von Anfang an versuchten wir an der Situation etwas zu ändern, um zu den abgesprochenen Verhältnissen zu gelangen. Aber unser Boss sagte das ginge nicht. Wir wurden zum Hotel Manager geschickt, doch es gelang uns nicht etwas zu verändern.

Die Überbelegung des ArbeiterInnenhotels erzeugte stressige Situationen unter den BewohnerInnen. Vor allem durch die geringe Anzahl an Badezimmern, Toiletten und anderen Einrichtungen, die das Hotel hätte eigentlich zur Verfügung stellen müssen.

Unsere Probleme sind die gleichen wie die der anderen BewohnerInnen:

    • Zahlungsverzug (Eine Woche vor dem Urlaub waren unsere Gelder immer sehr knapp. Insgesamt war unser Gehalt auch zu gering und stimmte nicht mit den Stunden überein. Wir bekamen 190€ für zwei Wochen und für einen Monat 270€)

    • Hotelbewohner mussten neben den 280€ noch Geld für eine Gruppe Personen aufbringen, die sauber gemacht hat.

    • Leute wurden mit gelben und roten Karten bestraft, wobei jedesmal etwas von ihrem Gehalt abgezogen wurde. Solche Bestrafungen geschahen willkürlich. Einmal wurden wir beschuldigt einen Feuermelder zerstört zu haben, der nicht funktionierte als wir von der Arbeit kamen. Daraufhin wurde allen jedem von uns vier, 400€ vom Gehalt abgezogen.

    • Ein Tag urlaub kostete 13€. Wer fünf Minuten zu spät zum Treffpunkt mit dem Transporter kam, erhielt 15€ Strafe, selbst wenn reguläre Busse dorthin gefahren sind.

    • Wenn die Security in dein Zimmer gerufen wurde, bekamst du 80€ vom Gehalt abgezogen. Selbst Leute die schliefen mussten Strafe bezahlen.

    • Eines Tages gab es eine Schlägerei zwischen A. und einem anderen Zimmerbewohner, wobei dieser A. Auf den Kopf schlug und diese daraufhin ins Krankenhaus musste. Als er dann aus dem Krankenhaus kam, wurde er zur OTTO Security bestellt. Die gaben ihm nicht die Möglichkeit sich zu dem Vorfall zu äußern. Statt die Polizei zu informieren oder den Fall zu informieren, erließen sie Strafgelder. Dann stellte sich heraus das der Schläger vorbestraft war; bei uns hatten sie das Führungszeugnis überprüft, bei ihm nicht. Daraufhin feuerte man ihn eine Woche später. A. wurde die Krankenversicherung verweigert und sechs Arbeitstage vom Lohn abgezogen. Der Manager bot ihm an seinen Vertrag um diese sechs Tage zu verlängern.

    • P. wurde einem Tag vor dem Ende seines Arbeitsvertrages entlassen. Als Grund gaben sie an, er hätte mit seinen KollegInnen über die Probleme bei der Zeitarbeitsfirma gesprochen.

Wir haben das Gefühl, das wir betrogen worden sind. Deshalb möchten wir zukünftige und jetzige ArbeiterInnen vor OTTO warnen.

Für polnische ArbeiterInnen: Die Zwiázek Syndykalistów Polski wird mehr über OTTO veröffentlichen. Außerdem findet ihr auf der folgenden Seite Infos über Arbeitsrechte auf polnisch: pracownik.net.pl Ihr könnt uns Schreiben: is@zsp.net.pl Von Holland aus: agamsterdam@yahoo.com oder OTTOslaveforce@gmail.com

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