12.08.2010

Besser Streikposten als Streikbrecher!

Die Mitglieder der Solidarity Federation (SolFed) aus Liverpool beteiligten sich Anfang Dezember an einem Streikposten um die Gewerkschaft für Öffentliche Stellen und Dienstleistung (PCS) zu unterstützen. Das Ziel des Streikpostens war es Streikbrecher herauszufordern, welche die Forderung der Gewerkschaft für ein Verbot von Überstunden sabotieren.

Fragen und Antworten mit einem SolFed Mitglied und PCS Aktivisten



Was bezweckt eure Aktion?

Die PCS befindet sich seit einer geraumen Zeit im Streit mit der Regierung über geplante Änderungen des Dienstleistungs Kompensations Modells (CSCS). Dieses Modell bestimmt die Höhe an Kompensationen, die ArbeiterInnen erhalten, wenn ihnen gekündigt wird. Die Ausgaben dafür sollen herabgesetzt werden. Es war die Weigerung der alten Regierung darüber zu verhandeln, welche einen dreitägigen Streik ausgelöst hat und zu einem Gerichtsprozess führte, den die PCS gewonnen hat.

Aber wir befürworten auch ein Verbot von Überstunden, als Reaktion auf die Pläne des Managements im Dienstleistungsgewerbe, mehr Arbeitsplätzen abzubauen. Diese beiden Themen hängen unmittelbar miteinander zusammen, wie wir in diesem Jahr sehen konnten. Hier in Bootle (Nord-West England) begann das Managements den ArbeiterInnen Überstunden anzubieten kurz nachdem sie entschieden hatten, die Verträge von 90 Festangestellten nicht zu verlängern, obwohl genug Arbeit für sie da gewesen ist. Jetzt, wo wir mit immer mehr Entlassungen konfrontiert werden und teilweise Unternehmen sogar geschlossen werden, stehen Überstunden wieder auf dem Plan. Die Sache ist völlig durchsichtig.

Es ist schon hart während der Woche Streikposten aufzustellen, da die Menschen arbeiten müssen. Heute hat das Geschäft vor dem wir stehen nur wegen der Überstunden geöffnet.

Wie viele Menschen beteiligen sich?

Leider nur sehr wenige. Letzten Samstag waren wir 24, heute mehr als 30. Während der Woche sind es ein paar. Das ist nicht viel für ein Gebäude in dem mehr als 1000 Menschen beschäftigt sind. Wir sind enttäuscht.

Was sind die Entschuldigungen?

Es ist immer die gleiche Leier. Manche sind einfach nur großspurig und schmunzeln wenn sie vorbei laufen und setzen einfach den Job ihrer Kollegen aufs Spiel. Aber die meisten entschuldigen sich und sagen „wir brauchen das Geld“ oder „ich muss“. Weihnachten steht vor der Tür, selbst wenn sie bis Ende Dezember keinen Penny zu sehen bekommen. Es ist einfach die blanke Gier, wirklich. Die PCS hat eine Streikkasse und eine Genossenschaftsbank für Leute die Geld brauchen, denn am Ende des Tages muss jeder seine Rechnungen bezahlen, die Streikenden auch. Der Organisator unserer Branche wird bald Vater und ich könnte eine neue Küche und ein neues Bad gebrauchen. Aber wir brauchen eher langfristige Jobs als 30 Münzen Kleingeld am Abend.


Was
denkt die Öffentlichkeit?

Die öffentliche Unterstützung ist großartig. Neben Taxi- und Busfahrern die zur Unterstützung hupen, wünschen uns Passanten viel Glück und es macht Spass Leute zu sehen, die sich einfach so unserem Streikposten anschließen. Ein Mann schaffte es sogar die Beschäftigten im Yate's (ein Pub nebenan) davon zu überzeugen uns kostenlos Kaffee zu geben, damit wir uns aufwärmen können.

Was kommt als nächstes?

Wir werden sehen. Die PCS plant eine landesweite Demonstration so schnell es geht und es gibt sogar Stimmen, die sich für einen eintägigen Generalstreik aussprechen. Aber die TUC (ähnlich dem DGB) sind ziemlich schwerfällig und bevorzugen passive Kampagnen. Das ist eine Hürde die wir nehmen müssen. Die Kampagne zum Verbot von Überstunden wird so lange aufrecht erhalten, solange Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Eine breit angelegte Kampagne bringt hoffentlich mehr Schwung in die Sache.

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