12.04.2013

Abschied von Markus

„Viele sterben zu spät, und Einige sterben zu früh.“, heißt es bei Nietzsche. Unser Genosse Markus Klawitter gehört leider zu den letzteren. Bereits am 18. September diesen Jahres erlag er im Alter von nur 48 Jahren einem Krebsleiden. Ende Oktober nahmen Freundinnen und Freunde in seiner Berliner Wahlheimat Abschied von ihm.

Wenn er auch Nietzsches Forderung, zur rechten Zeit zu sterben, nicht gerecht wurde, ließ diese Abschiedsfeier erahnen, dass er zumindest im Leben nicht so viel verkehrt gemacht haben kann – und dass es viele gibt, die ihm für sein Engagement dankbar sein müssen.


Markus tanzte auf vielen Hochzeiten und war in vielen Initiativen aktiv, zur FAU stieß er im Spätsommer 2004. Das Callcenter MCS in Spandau, ein Subunternehmen der Telekom, das die Auskunft 11833 betrieb, sollte klammheimlich abgewickelt werden. Markus, der dort als Agent arbeitete, wollte dies nicht einfach hinnehmen und initiierte gemeinsam mit einigen Kolleginnen und Kollegen eine Betriebsgruppe. Von heute aus betrachtet vielleicht ein recht aussichtsloser Kampf. Man hatte nicht nur eine halbseidene Geschäftsführung gegen sich, sondern kämpfte auch gegen Betriebsrat und eine letztlich passive ver.di – aber auch gegen die in einem großen Teil der Belegschaft vorhandene Lethargie.

Trotzdem entfaltete die Gruppe gemeinsam mit der FAU mannigfaltige Aktivitäten, unterstützte sich bei Klagen und brachte sich durch Aktionen in die öffentliche Wahrnehmung. Die Abwicklung konnte nicht verhindert werden, auch sprang kein akzeptabler Sozialplan dabei heraus, als Verlierer fühlte sich dennoch keiner der Beteiligten.

Dies wirft vielleicht auch ein Licht auf Markus Art an die Dinge heranzugehen. Was getan werden musste, wurde getan. Markus drängte nie ins Rampenlicht – scheute sich aber auch nicht davor, wenn es sein musste -, er betrachte die Lage, analysierte schnell und hatte auch keine Hemmungen, Aufgaben zu übernehmen, vor denen sich andere sträubten. Dabei strahlte er immer eine in sich ruhende Gelassenheit aus. Auch bei Diskussionen und Streits konnte er schnell das oberflächliche vom wesentlichen trennen und entsprechend mit dem ihm eigenen Humor einordnen.

Markus war ein Freund des Fahrrads. Nicht nur deshalb unterstützte er 2007 den Kampf der Arbeiterinnen und Arbeiter einer Fahrradfabrik im thüringischen Nordhausen, die sich gegen die Übernahme und Schließung des Werks, sowie die damit verbundene Abwicklung ihrer Arbeitsplätze mit einer mehrmonatigen Werksbesetzung zur Wehr setzten. Mit Unterstützung der FAU produzierten sie eine Woche lang das feuerrote „Strike-Bike“ in Selbstverwaltung. Am Ende stand auch hier leider kein Erfolg der Lohnabhängigen.

Doch als am Ende eine Delegation der FAU Berlin nach Nordhausen reiste, um den Besetzerinnen und Besetzern einen letzten solidarischen Besuch abzustatten, war es Markus der während einer gemeinsamen Werksbesichtigung mit großen Augen in jeden Schrank und in jede Ecke lugte. Gerüchteweise entsprach sein Werkzeugkasten seit jenem Tag einem gehobenen professionellen Standard.

Über die Jahre war Markus ein wichtiger Aktivposten in der FAU, auch wenn viele seiner Aktivitäten, wie etwa die Buchhaltung, eher im Hintergrund abliefen. Er war bei Demos und Versammlungen ebenso präsent wie bei Parties und Stammtischen, besuchte unsere Genossinnen und Genossen in Spanien und ließ uns das ein oder andere mal auch von seinen handwerklichen Fähigkeiten profitieren.

Sein Sohn war da oft – mal mehr, mal weniger begeistert, aber meist passend im heißgeliebten und viel zu großem XL-Shirt mit unserer schwarzen Katze drauf – im Schlepptau dabei.

Markus, die Genossinnen und Genossen der FAU sind dir dankbar, dass sie ein – viel zu kurzes – Stück deines Weges mit dir teilen durften.

berlin.fau.org

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