8.20.2011

ZSP-IAA: Solidarität mit der CNT in Visteon/Cadiz

Die ZSP steht solidarisch zu den ArbeiterInnen von Visteon Cadiz Electronica, die gegen die Schließung ihrer Fabrik ankämpfen. Heute nahmen die ZSP an dem Internationalen Kampftag gegen Ford-Visteon teil, zu dem die CNT und die IAA aufgerufen hatten, indem sie einige Protestposten organisierten und die Öffentlichkeit über die Schließung der Fabrik informierten. Die Aktivisten waren von der positiven Resonanz aus der Bevölkerung überrascht.

Visteon ist ein von Ford geschaffenes Unternehmen. Ford gründete mehrere legale Subunternehmen, durch welche Arbeitsplätze ausgelagert, Gelder transferiert und Steuern eingespart werden können. Visteon/Ford verdient ebenso an der Übernahme von Fabriken, die dann wieder geschlossen werden. Dabei werden Gelder transferiert, um den wahren Kapitalwert des Unternehmens zu verschleiern. Vor lauter Gier des Unternehmens sollen jetzt in Cadiz 450 ArbeiterInnen entlassen werden. Das CNT Syndikat innerhalb der dortigen Fabrik hat bereits den Kampf gegen die Schließung aufgenommen, während die Scheingewerkschaften Phantomkämpfe führen und dabei bereits mit den Bossen über ihre Abfindung verhandeln.

Unsere ganze Solidarität gilt der kompromisslosen Position unserer Schwestergewerkschaft in Spanien, die weder die Schließung der Fabrik, noch die Entlassung der ArbeiterInnen akzeptiert.

Während des internationalen Kampftages hat die ZSP je einen Protestposten in Warschau, Chorzów und Katowice. In der Fiat Fabrik in Tychy wurden Flugblätter in den Versammlungsräumen aufgehängt, um die ArbeiterInnen über die Situation in Spanien zu informieren.

Da Visteon in Polen über keine Niederlassungen verfügt, besuchten wir das Hauptquartier von Ford Polska in Warschau. Die Örtlichkeit war für einen Protstposten nicht sonderlich geeignet, denn das Büro liegt in einem Geschäftsviertel ohne viele Passanten. Wir händigten den Angestellten Flugblätter aus und übergaben den dortigen Bossen ein Schreiben, in dem wir gegen die Schließung der Fabrik und deren Verhalten gegenüber der Belegschaft anprangerten.

Wir entschieden dann, den Protestposten zu einem Ford-Händler zu verlegen, denn dort herrschte mehr Betrieb. Leider hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn es regnete stark und teilweise hagelte es sogar. Trotzdem blieben wir mit unserem Banner stehen und verteilten die Flugblätter an haltende Autos und Fahrradfahrer. Die Leute verhielten sich uns gegenüber durchweg freundlich und zeigten ihre Sympathie mit den kämpfenden ArbeiterInnen in Spanien.

Später erhielten wir noch, infolge unseres Protestposten, interessante Informationen von einem ehemaligen Visteon-Angestellten, der uns erzählte, wie die Fabrik in Visteon vor Ort seit 2005 insgesamt fünfmal verkauft wurde. Als Visteon die Polmo-Fabrik in Praszka im Jahr 2005 übernahm, reduzierten sie die Belegschaft von 1620 auf 800. Visteon entließ die ArbeiterInnen immer nur einzeln oder zu zweit, um so die 24 monatigen Ausgleichzahlungen zu umgehen, die im Tarifvertrag vereinbart sind. Es gab nur symbolische Proteste von Seiten der Gewerkschaft dagegen. Später drohte dann ein Streik, nachdem 90% der Belegschaft dafür gestimmt hatten. Aber die beteiligten Gewerkschaften verhinderten das, indem sie eine Lohnerhöhung um 35€ monatlich und einen zehnjährigen Kündigungsschutz aushandelten. Visteon verkaufte die Fabrik ein Jahr später, nachdem sie insgesamt 2 Jahre in ihrem Besitz gewesen ist. Es scheint, dass die Besitzer ganz gezielt alle zwei Jahre ausgetauscht werden. Und jedes Mal werden die Arbeitsverträge obsolet. Der aktuelle Besitzer ist ein dubioses Unternehmen mit dem Namen Neapco, welche diese Woche angekündigt haben, die Belegschaft um weitere 10% zu kürzen.

So sieht die Automobilindustrie in Polen aus – nichts ungewöhnliches. In vielen Ländern ist eines der größten Probleme die Verlagerung von Arbeitsplätzen und die Schließung von Fabriken, doch es gibt noch weitere charakteristische Probleme: ein undurchdringbares Netz an Eignern, die Tarifverträge nach ihren Vorstellungen dirigieren, ArbeiterInnen, deren Mitgliedschaft in Gewerkschaften von Gewerkschaftskadern missbraucht werden und die ständige Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes. Hinzu kommt ein hoher Anteil an Leih- und Zeitarbeitern, die niemals ein Festanstellung erhalten werden, sondern von Firma zu Firma transferiert werden, wobei sie jedesmal die gleiche Tätigkeit ausüben und die gleichen Teile für die gleichen Unternehmen produzieren.

Jetzt, wo wir über diese Situation Bescheid wissen, werden wir uns über die Zustände in Praszka weiter informieren und die dortigen ArbeiterInnen über die Situation in Cadiz auf dem laufenden halten. Wir tun das bereits. Einige Artikel wurden von uns übersetzt und wir haben einen Film gezeigt, der die Strukturen und das Wesen von Ford, sowie die Situation in Cadiz dokumentiert.

Außerdem sendeten wir Protestnoten an Büros von Visteon und Ford.

Wegen des schlechten Wetters, konnten wir nicht alle Flugblätter verteilen. Da wir kein Papier verschwenden wollen, kommen wir in der nächsten Woche zurück, um die übrigen Flugblätter an die Menschen zu verteilen.

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